Der sokratische Dialog kommt im Coaching zum Einsatz, wenn unförderliche Glaubenssätze das eigene Vorankommen verhindern. Wenn sich Klient:innen beispielsweise beruflich neu orientieren und während der Bewerbungsphase hartnäckig der Meinung bleiben, als Newcomer:in keine Chancen auf dem Markt zu haben, oder man in seiner Führungsposition nicht „aus seiner Haut“ als Kolleg:in kommt. Aber was hat Sokrates damit zu tun?
Sokrates hat seine Gesprächspartner:innen ihre eigenen Sichtweisen kritisch reflektieren lassen, um neue Erkenntnisse zu erlangen. Insbesondere unterstützte er sein Gegenüber darin, das Gesagte nicht unmittelbar zu bewerten, sondern eine unwissende und neugierige Haltung einzunehmen. Verwirrung und Widerstand waren erwünschte Nebenwirkungen und erhöhten die Bereitschaft eine neue Position und Haltung einzunehmen. Auch im Coaching werden die Klient:innen im sokratischen Dialog mit ihren inneren Widerständen konfrontiert. Mit der intensiven Auseinandersetzung zweier gegensätzlicher Positionen wird klar, dass die bisher gewählte Position nicht im eigentlichen Sinne wahr ist, sondern das Resultat der eigenen (oftmals irrationalen) Befürchtungen. Diese Erkenntnis wirkt ermutigend!
Sokratischer Dialog im Coaching
Und wie funktioniert der sokratische Dialog in der konkreten Umsetzung?
Einen Glaubenssatz formulieren, der das eigene Vorankommen blockiert, z. B. für eine Quereinsteigerin in der Personalberatung: „Eine erfolgreiche Personalberaterin hat vor allem eine akademische Ausbildung mit Schwerpunkt Personal und erst damit den theoretischen Überbau, um angemessen als Personalberaterin zu handeln.“
Einen weiteren Glaubenssatz formulieren, der für den eigenen Erfolg förderlicher wäre. Achtung: Keine Negation wie zum Beispiel. „Ein erfolgreicher Personalberater hat keine akademische Ausbildung …“, sondern eine echte Alternative, z. B.: „Eine erfolgreiche Personalberaterin hat in unterschiedlichen Kontexten gearbeitet und bringt einen gesunden Menschenverstand und vor allem Freude an der Arbeit mit Menschen mit.“
Im Anschluss zwei kurze gleichlange Vorträge für die jeweiligen Positionen vorbereiten (etwa 2-5 Minuten oder 1-2 Seiten pro Glaubenssatz). Ziel ist es, den Zuhörenden von beiden Positionen zu überzeugen und sich mit der eigenen Meinung bedeckt zu halten. Hilfreich sind Suggestivfragen: Meinen Sie nicht, dass? Ist es denn nicht etwa so, … ? Wissen wir denn nicht alle, dass … ?
Ich gebe zu, der Sokratische Dialog bedarf einer guten Vorbereitung und gehört zu den aufwändigeren und anstrengenderen Methoden, da wir uns zwangsläufig intensiv mit inneren Widerständen befassen müssen. Aber, glauben Sie es mir – der Einsatz lohnt sich – ich durfte mit dieser Methode bereits mehrfach Zeugin einschneidend positiver Veränderungen sein.
Nehmen Sie gerne Kontakt mit mir auf, und wir loten gemeinsam aus, ob und wie ich Ihnen weiterhelfen kann.
Ihre Esther Kimmel